Interdisziplinäre Geriatrische Rehabilitation

Interdisziplinäre Geriatrische Rehabilitation

Kompetent behandeln im Alter: Sturzprävention, Krafttraining und Demenz in der Geriatrie
Zielgruppe
  • Ergotherapeut:innen
  • Physiotherapeut:innen

Die interdisziplinäre geriatrische Rehabilitation gewinnt zunehmend an Bedeutung – denn das Patient:innenklientel in Akutspitälern, Rehabilitationskliniken und Therapiepraxen verändert sich spürbar. Immer häufiger behandeln Therapeut:innen ältere Menschen mit mehreren, teils komplexen Diagnosen statt einzelner, isolierter Beschwerden.

Diese multimorbiden Krankheitsbilder erfordern individuelle, ganzheitliche und patientenorientierte Therapieansätze. Laut WHO berücksichtigt die geriatrische Rehabilitation nicht nur körperliche und psychische, sondern auch präventive, rehabilitative und soziale Aspekte der Gesundheit im Alter. Die Interventionen reichen dabei von präventiv über kurativ und rehabilitativ bis hin zu palliativen Maßnahmen.

Für eine effektive und nachhaltige interdisziplinäre geriatrische Rehabilitation braucht es fundierte Kenntnisse und Kompetenzen aus verschiedenen Fachbereichen: Medizin, Pflege, therapeutische Disziplinen, Krafttraining, Sturzprävention, Neuropsychologie sowie orofaziale Therapie sind zentrale Elemente für eine qualitativ hochwertige Versorgung geriatrischer Patient:innen.

Interdisziplinäre Geriatrische Rehabilitation

Kursinhalte

Basismodul – Interdisziplinäre Geriatrische Rehabilitation

Dauer: 4 Präsenztage

Die Teilnehmenden

  • Entwickeln von ICF orientierten Zielvereinbarungen und Therapieansätzen bei Geriatrischen Patienten (Schwerpunkt orthopädische und neurologische Geriatrie) mit Hüft-TEP, Knie-TEP, Morbus Parkinson und nach Schlaganfall
  • Integration von interdisziplinärem Wissen aus den Bereichen Sensomotorik, Kognition/Neuropsychologie, ICF, Lebensqualität
Inhalte
  • Interdisziplinäre Schnittstellen von Ergotherapie, Physiotherapie und Pflege in der Geriatrischen Rehabilitation
  • Leitlinienorientierte Therapie für die o.g. Krankheitsbilder Geriatrischer Patienten
  • Prinzipien der Lagerung bzw. Positionierung und Variationen
  • Möglichkeiten der Transfers vom Bett zum Stuhl, des Aufstehens und Hinsetzens und des Umsetzend
  • ICF und SMART als Präzisionhilfen für die therapeutischen Zielvereinbarungen
  • Vorstellen der primären Assessments in der Geriatrischen Rehabilitation
  • Prinzipien der Therapie in den Verlaufsphasen bei Menschen mit Parkinson in der Geriatrie
  • Orofaziale Problemstellungen, Ernährung und Mundpflege als Aspekt der Lebensqualität

 

Interdisziplinäre Geriatrische Rehabilitation – Sturzprävention

Dauer: 2 Präsenztage

Die Teilnehmenden

  • haben grundlegende und wichtige Fähigkeiten in der Analyse der Sturzgefahr bei älteren bzw. Geriatrischen Patienten
  • können die wichtigsten Tests und Assessments zur Beurteilung und Verlaufsdokumentation der Sturzgefahr differenziert anwenden
  • können mit Hilfe der Lerninhalte entscheiden, wann welches Hilfsmittel als Prävention zur Sturzgefahr oder bei bestehender Sturzgefahr angewandt werden könnte
  • haben grundlegende Fähigkeiten in der Erkennung und Behandlung von Problemstellungen der Sturzgefahr bei älteren bzw. Geriatrischen Patienten
Inhalte
  • Kennenlernen der Sturzursachen: „Innere“ Risikofaktoren für einen Sturz, „äussere“ Risikofaktoren für einen Sturz
  • Tests und Assessments zur Sturzgefahr: Esslinger Transfer-Skala, Chair-Rising Test, Timed up and Go Test
  • die Dimensionen von Sturzfolgen
  • Kennenlernen therapeutischer Ansätze
  • Messen und erfassen der Sturzgefahr
  • Dual Tasking
  • Alltagsorientiertes Training
  • Prinzipien der Repetition
  • Shaping
  • Kräftigung
  • Koordination
  • Steigerung der Reaktionsgeschwindigkeit
  • Umgebungsbedingte Sturzfaktoren und entsprechende Hilfsmittelberatung und Anpassung
  • Kennenlernen der Prinzipien einer Gruppenarbeit im Kontext der Sturzprävention
  • Erarbeiten eines eigenen Gruppenkonzeptes für die Sturzprävention

 

Interdisziplinäre Geriatrische Rehabilitation – Krafttraining in der Geriatrie

Dauer: 1 Präsenztag

Die Teilnehmenden kennen

  • den Grund, warum sich das Krafttraining im Alter vom normalen Krafttraining unterscheidet
  • die Grundlagen zum Krafttraining im Alter
  • die Ziele des Krafttrainings im Alter
  • die Studienlage zum Krafttraining im Alter

Die Teilnehmenden können

  • die Prinzipien des Krafttrainings mit und ohne Gerät in der offenen und geschlossenen Kette für ältere Menschen oder Menschen in der Geriatrischen Rehabilitation alltagsnah in der Einzeltherapie und im Alltagskontext umsetzen
  • Grundlegende Prinzipien der neuromuskulären Koordination auf den Ebenen der Körperfunktion und Aktivität anwenden und kombinieren
  • die Prinzipien des Krafttrainings für ältere Menschen oder Menschen in der Geriatrischen Rehabilitation in der Gruppentherapie umsetzen
Inhalte
  • Wann tritt Sarkopenie auf
  • Welche Konsequenzen hat die Sarkopenie
  • Prinzipien des Krafttrainings im Alter
  • Die Bedeutung des Krafttrainings in der Geriatrischen Rehabilitation

 

Demenz in der interdisziplinären geriatrischen Rehabilitation

Dauer: 2 Präsenztage

Die Teilnehmenden kennen

  • die Verlaufsphasen der Demenz und wissen, wann, wo, wie, welche Therapieansätze in den einzelnen Verlaufsphasen Sinn machen (auch in Kombination mit anderen klinischen Problemstellungen)
  • gruppentherapeutische Ansätze zur Demenz und können diese selbstständig erarbeiten
  • die verschiedenen Therapieansätze im Kontext der Verlaufsphasen der Demenz
  • verschiedene Prinzipien einer gelungenen Angehörigenintegration in die physio- bzw. ergotherapeutische Arbeit mit Menschen mit Demenz

Die Teilnehmenden können

  • Ressourcen und Kompetenzen von Menschen mit Demenz in deren Verlaufsphasen erfassen und in die Behandlung einbeziehen
  • die Situation von Menschen mit Demenz verstehen
  • ein Umfeld zur konstruktiven und zufriedenstellenden Zusammenarbeit mit Menschen mit Demenz erschaffen, auch unter erschwerten Bedingungen, weil mehrere andere Indikationen zur Demenz hinzugekommen sind
  • eine Gruppentherapie für Menschen mit Demenz anbieten und leiten
Inhalte
  • Therapeutische Ansätze zu den Verlaufsphasen der Demenz (Klinisch orientierte Einführung)
  • Gestalten einer Gruppentherapie für Menschen mit Demenz
  • Wie können Ziele anders geplant werden, wenn die Demenz beginnt im Vordergrund zu stehen und nicht die orthopädischen, neurologischen oder chirurgischen Begleiterkrankungen?
Teilnahmevoraussetzungen

geriatrisches Tätigkeitsfeld mit mindestens 5 Patient:innen pro Woche

Methoden

40% Theorie und 60% Praxis

  • Aktivierungsmethoden mit der Gruppe
  • Methoden zum Lern- und Wissenstransfer für die Gruppe
  • Mix von Vortrag, praktischer Arbeit im Zweierteam, Gruppenarbeit, selbstgesteuertes Lernen, Fallvorstellungen per Video
Abschluss

Experte/in für Geriatrische Rehabilitation

 

Handlungskompetenzen

SMART

Die 5 Kriterien von SMART finden nach heutigem wissenschaftlichem Standard in den Fachbereichen Geriatrie, Neurologie und Neuro-Orthopädie ihre Anwendung. Sie bilden das gemeinsame Fundament des Unterrichts in den Fachbereichen Geriatrie, Neurologie und Neuro-Orthopädie.

Die Ziele des interdisziplinären Konzeptes SMART sind:

  1. Lernen im Dialog
  2. Standardisierung des Unterrichts
  3. Standardisierung therapeutischen Handelns
  4. Vereinfachung komplexer therapeutischer Vorgehensweisen
  5. Modulare Lerneinheiten für eine singuläre therapeutische Expertise und/oder komplette therapeutische Expertise
  6. Update der Lehr/Lerninhalte im Kontext der Studienlage, Leitlinien und therapeutischen Expertise

 

Mit weiteren Unterrichtsmethoden aus der Erwachsenenbildung möchten die Lehrenden des SMART-Konzeptes die berufliche Handlungskompetenz der Lernenden fördern. Im Mittelpunkt dieser Förderung stehen die Personalkompetenz, Sozialkompetenz und Methodenkompetenz. Wenn diese Kernbereiche der beruflichen Handlungskompetenz gefördert werden können, resultiert automatisch daraus eine spezifischere und differenziertere Fachkompetenz. Die verschiedenen Formen des Lerntransfers sind ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichts. Aktivierungsmethoden als auch das Mittel des Lerntagebuches unterstützen diesen Prozess des Lernens. Ziele dieser Unterrichtsform ist das selbstgesteuerte und selbstreflektierende Lernen.

Referent:innen

  • Hofstetter, Christoph

    BSc, PT